Technik-Pionier in der zweiten Generation: Wilhelm von Oswald1895 

Wie der Schwiegersohn für den wirtschaftlichen Aufschwung sorgte.

Wilhelm Oswald stammte aus einer Juristen-Familie, machte sich aber in der Montan-Industrie einen Namen. Für die von seinem Schwiegervater gegründete Firma Carl Spaeter trieb er unter anderem den Ausbau der Rombacher Hüttenwerke voran. Seine Verdienste brachten ihn in den Adelsstand.

Eine Karriere als Kaufmann und Unternehmer war Wilhelm Oswald nicht unbedingt in die Wiege gelegt. Schließlich entstammte er einer Juristen-Familie.

Er kam am 18. Dezember 1859 im westpreußischen Straßburg zur Welt. Nach mehreren Umzügen ließ sich seine Familie in Arnsberg im Sauerland nieder. Dort arbeitete der Vater als Präsident beim Landgericht. Wilhelm Oswald entschied sich nach dem Abitur, entgegen der Familientradition, für ein Studium des Berg- und Hüttenwesens. Nach seinem Abschluss im Jahr 1885 arbeitete er in mehreren Bergämtern, unter anderem an der Lahn, der Saar und in Oberschlesien. 

1886 führte ihn der Militärdienst nach Koblenz. In einer Tanzschule lernte er Emma Spaeter kennen. Die beiden verliebten sich und 1889 folgte die Hochzeit. Aus der Ehe gingen zwei Söhne und eine Tochter hervor.

Emma von Oswald, geb. Spaeter

Zunächst arbeitete Wilhelm Oswald noch als Bergassessor im Staatsdienst. Er war unter anderem tätig im Oberbergamt in Halle an der Saale. Aber bereits zu dieser Zeit reiste Oswald auch nach Spanien, Frankreich, Belgien und Österreich, um sich beruflich weiterzubilden. Es zeichnete sich ab, dass das Unternehmen Carl Spaeter einen Bergbau- und Eisenhüttenfachmann gut gebrauchen konnte – und zum 1. Januar 1895 wurde Wilhelm Oswald dann Teilhaber der Firma Carl Spaeter in Koblenz.

Mitteilung über die Teilhaberschaft von Wilhelm Oswald

Zu diesem Zeitpunkt hielt Carl Spaeter sen. noch 50 Prozent der Anteile am Unternehmen. Sein Sohn Carl Spaeter jun. und sein Schwiegersohn Wilhelm Oswald besaßen die übrigen jeweils 25 Prozent. In den folgenden Jahren gingen die Aufgaben zunehmend auf die nächste Generation über. Carl Spaeter jun. war in erster Linie für den Handel zuständig. Wilhelm Oswald legte seinen Schwerpunkt auf den technischen Bereich.

Führen in der zweiten Generation gemeinsam die Geschäfte: Carl Spaeter jun. (links) und Wilhelm Oswald (rechts)

Wilhelm Oswald war maßgeblich beteiligt am wirtschaftlichen Erfolg der Rombacher Hüttenwerke in Lothringen und der Veitschen Magnesitwerke in der Steiermark. In der Montanindustrie machte sich Wilhelm Oswald einen Namen: So hielt Carl Spaeter sen. in seinen Lebenserinnerungen ausdrücklich fest, dass sein Schwiegersohn beim Bau der Stahlwerke Rombach besondere Verdienste erworben hat. Dabei konnte Wilhelm Oswald auch auf Fachwissen zurückgreifen, das er bei einer Reise durch die USA erworben hatte.

Der Geschäftsmann, der im Aufsichtsrat der Rombacher Hüttenwerke AG und im Verwaltungsrat der Veitschen Magnesitwerke AG saß, bekam bereits 1904 den Titel eines Kommerzienrates verliehen. Seine wirtschaftlichen Erfolge führten zu weiteren Ehrungen: Ab 1912 durfte er sich Geheimer Kommerzienrat nennen. Im Juni 1913 erfolgte dann die Erhebung in den preußischen erblichen Adelsstand. Ab diesem Zeitpunkt hieß er Wilhelm von Oswald.

Rombacher Hüttenwerker (Gesamtansicht, um 1909)

Die deutsche Niederlage im Ersten Weltkrieg führte zum Verlust der Rombacher Hüttenwerke, da Lothringen zurück an Frankreich ging. Wilhelm von Oswald litt darunter auch persönlich. Ihm und seinen Mit-Eigentümern verblieben nur wenige, in Deutschland gelegene Teile der Rombacher Hüttenwerke. Nach der Besetzung des Ruhrgebietes 1923 verlagerte das Unternehmen seinen Sitz nach Hannover. Auch Wilhelm von Oswald zog in die Region. Er ließ sich nieder in Burgwedel, wo er am 22. März 1936 verstarb.

Sein Schwiegervater war bereits 1909 gestorben. Dessen Tod hatte dazu geführt, dass die beiden Familienstämme zu je 50 Prozent an der Firma Carl Spaeter beteiligt waren. Dieses Verhältnis hatte bis Ende 1956 Bestand. Dann schied ein Mitglied der Familie von Oswald aus, die Familie Spaeter erhöhte ihren Anteil auf 75 Prozent.

Mitteilung über das Ausscheiden von Carl Spaeter sen. aus dem Unternehmen

Erst im Jahr 1973 trennten sich die Wege der Familien Spaeter und von Oswald in wirtschaftlicher Hinsicht endgültig. Die Mitglieder der Familie Spaeter übernahmen auch die restlichen 25 Prozent der Anteile. Seither und bis zum heutigen Tag ist das Unternehmen somit im alleinigen Besitz der Gründerfamilie – und das inzwischen in der fünften Generation.