Die Anfänge der SPAETER Gruppe: Aus Koblenz in die Welt1875 

Die Anfänge der SPAETER Gruppe: Aus Koblenz in die Welt.

Als Carl Spaeter 1856 in die Stadt am Rhein zog, beschäftigte er sich beruflich mit dem Kohlehandel und dem Speditionswesen. Weil der Geschäftsmann sein Netzwerk erweiterte und auf neue Branchen setzte, konnte er 1875 sein eigenes Unternehmen anmelden.

Nach seinen ersten beruflichen Erfahrungen von März 1854 bis November 1856 als Handlungsgehilfe bei der Firma Caesar Teichmann in Erfurt, zog es Carl Spaeter nach Koblenz. Der junge Kaufmann sollte, wie es Teichmann in seinem Zeugnis formulierte, „andere Geschäftsbranchen kennenlernen“.

Dort trat Carl Spaeter als Commis in die Firma Ludwig Wirth ein, die sich im Wesentlichen mit dem Kohlenhandel und der Spedition befasste, aber auch mehrere Schifffahrtsgesellschaften in der Stadt vertrat. Carl Spaeter musste sich in völlig neue Geschäftsfelder einarbeiten oder, um es mit einem Zitat aus seinen Lebenserinnerungen zu sagen: „Mir tat sich jetzt ein ganz neues Leben auf!“.

Blick auf Koblenz, Ansichtskarte

Koblenz war zu dieser Zeit ein bedeutender Warenumschlagplatz, insbesondere auch für rheinaufwärts transportierte Güter aus den Niederlanden. Mit dem Anschluss der Stadt an das Eisenbahnnetz in den Jahren 1859/60 ergaben sich für ein Speditionsunternehmen wie die Firma Wirth gravierende Veränderungen. Die Konkurrenz fuhr ihr davon.

In dieser geschäftlich schwierigen Situation verstarb Joseph Wirth, Schwager der verwitweten Firmeninhaberin Katharina Wirth. Da diese jedoch das Geschäft weiterhin betreiben wollte, bot sie Carl Spaeter an, zum 1. Januar 1860 als Teilhaber in die Firma einzutreten. Die Bedingungen waren schlecht. Zudem musste Carl Spaeter einen Kapitaleinsatz von 2.000 Talern leisten. Trotzdem nahm er das Angebot an.

Der Handel mit Kohle ging zurück, das Speditionsgeschäft geriet ins Stocken. Carl Spaeter stellte fest, dass aller Anfang schwer ist. Doch dank seines Fleißes und seiner Beharrlichkeit konnte das Unternehmen zumindest ausreichende Gewinne erzielen, um seine Familie zu ernähren. Das wesentliche Geschäft bestand im Transport von Koks und Erzen für die aufstrebende Montanindustrie, aber auch der Versand von Roheisen gewann an Bedeutung.

Die Mosel bei Koblenz, Ansichtskarte (1901 gelaufen)

Bereits in der ersten Hälfte der 1860er-Jahre knüpfte Carl Spaeter erste Kontakte ins Ausland. Er lieferte Produkte nach Sheffield und gründete in der englischen Stadt sogar eine eigene Agentur. Auch für ein Unternehmen aus Marseille beförderte die Firma Wirth Manganerze aus der Lahn-Region ins niederländische Rotterdam und nach England.

Über diese Kontakte kam es auch zu einer Verbindung zum Unternehmen Friedrich Krupp. Der Konzern aus dem Ruhrgebiet übernahm die Königlichen Sayner Hüttenwerke. Die Firma Wirth war in Bankgeschäfte der Krupps im Raum Koblenz involviert.

Im Verlauf der 1860er-Jahre änderte Carl Spaeter den Kurs der Firma Wirth. Die Spedition und der Kohlenhandel waren fortan nur noch eine Nebensache. Dafür legte der Geschäftsmann den Fokus auf Bergwerks- und Hüttenerzeugnisse. Durch Reisen zu seinen in- und ausländischen Geschäftspartnern erweiterte Carl Spaeter ständig seine Kontakte und entwickelte neue Geschäftsideen. So lieferte seine Firma zum Beispiel im Deutschen Krieg 1866 große Mengen Roheisen aus dem Lahn- und dem Taunusgebiet nach Böhmen und in die Steiermark.

Hüttenstraße in Rombach/Lothringen, Ansichtskarte

Zum 1. Januar 1868 übertrug Katharina Wirth ihre Firmenanteile auf ihren Sohn Ludwig jun. Aufgrund der Erfolge des Teilhabers Carl Spaeter kam es zu einer Namensänderung. Fortan gab es die Firma „Spaeter & Wirth“. Die Unternehmer kauften Anfang der 1870er-Jahre das Eschweiler Walzwerk und erwarben Minette-Konzessionen in Lothringen. Diese waren die Basis für die spätere Errichtung der Rombacher Hüttenwerke durch Carl Spaeter.

Der Sieg im Deutsch-Französischen Krieg 1871 und die von Frankreich zu zahlenden Reparationen von fünf Milliarden Francs brachten einen enormen wirtschaftlichen Boom, der bis Anfang 1873 anhielt. Die folgende Konjunkturkrise nutzte Carl Spaeter, um Ende 1874 die Firmenanteile einschließlich der Anteile am Eschweiler Walzwerk und der Lothringer Minette-Konzessionen von Ludwig Wirth zu übernehmen. Außerdem erwarb er noch Grubenanteile in Lothringen.

Zum 1. Januar 1875 teilte Carl Spaeter seinen Geschäftspartnern mit, dass das Unternehmen nunmehr unter seinem Namen laufen würde. Es war die Geburtsstunde der SPAETER-Gruppe.

Das Koblenzer Handelsgericht bestätigt die Firmenänderung am 3. März 1875